Das King David Hotel zur Zeit der britischen Mandatsregierung

Beitrag von Maximilliane Umlauf

 

Die britische Mandatsregierung und ihre Probleme

Die Probleme der Bevölkerung im britischen Mandatsgebiet fanden ihren Höhenpunkt im Anschlag auf das King David Hotel 1946. Einige Jahrzehnte zuvor eroberten Großbritannien und Frankreich große Bereiche im Nahen Osten und drängten die Osmanen zurück. Am 9. Dezember 1917 fiel Jerusalem und am 11. Dezember zog der britische General Edmund Henry Allenby siegreich in die Stadt ein. Fortan bestimmten die Briten und Franzosen die politischen Geschehnisse.

 

Während des Ersten Weltkriegs machte Großbritannien sowohl den Juden als auch den Arabern Versprechungen, die sich widersprachen und mit denen sie nun konfrontiert wurden. Um die Araber gegen die Osmanen zu mobilisieren, versprachen sie den Arabern einen Teil des Landes und die Unabhängigkeit. Dafür sollten die Araber einen Aufstand gegen die Osmanen organisieren, was sie schlussendlich auch realisierten. Die Briten hielten ihren Teil dagegen nicht ein und bestritten das Versprechen. Ein geheimes britisch-französisches Sykes-Picot Abkommen vom 16. März 1916 verrät, dass die Briten andere Pläne hatten. Beide Parteien einigten sich auf die Teilung des Osmanischen Reiches nach dessen Niederlage und wollten fortan als Schutzmächte der arabischen Staaten fungieren. Für Kriegsziele strebten sie aber auch das Wohlwollen der eigenen und französischen Juden an. Daher machten die Briten 1917 Baron Edmond James de Rothschild ein Angebot. Hier ist die Rede von der „Schaffung einer nationalen Heimstätte in Palästina für das jüdische Volk“. Somit beanspruchten nun die Juden die südliche Levante für sich selbst. Die Araber und Juden gerieten durch die falschen Versprechungen aneinander. Die britische Mandatsregierung war aber an einer Lösung des Konflikts interessiert und so hätte die Pariser Friedenskonferenz für eine Lösung der Probleme sorgen können. Arthur James Balfour bezog nach der Konferenz zu den britischen Plänen Stellung. In der südlichen Levante sollte eine jüdische Heimat entstehen, wobei Balfour sowohl die Unlogik des britischen Plans als auch die geringe Wertschätzung der Interessen der Araber zum Ausdruck brachte. 1920 entstand das Mandatsgebiet Palästina und Großbritannien wurde Verwalter der südlichen Levante. Sie verpflichteten sich dazu, in den folgenden Jahren die Juden anzusiedeln, was der arabischen Bevölkerung so gar nicht gefiel. Um die einst diplomatischen Versprechungen einzuhalten, trennten sie kurzer Hand zwei Gebiete von Palästina. Den Bereich Transjordanien als halbautonomes arabisches Emirat und Golan für die in Syrien herrschenden Franzosen. Die Araber fühlten sich allerdings nach wie vor benachteiligt, sodass die Araber und Juden immer weiter auseinanderdrifteten. Es entstanden Spannungen, Demonstrationen und sogar gewalttätige Aufstände. Die „Schaukel-Politik" der Briten half nicht weiter, sie schickten immer wieder Kommissionen, die die Probleme beheben sollten. So empfahl eine Kommission im Juli 1937 erstmals den Staat in einen jüdischen und arabischen Staat zu teilen.

 

Den Plan empfanden die meisten Araber als positiv, die Juden waren eher geteilter Meinung. Besonders die Zionisten sahen sich betrogen und belogen. Am Vorabend des Zweiten Weltkriegs konnten die Briten die Bevölkerung gerade noch mit einem Plan zu einer bi-nationalen Staatenteilung beruhigen. Während des Zweiten Weltkriegs kam es zu einem wirtschaftlichen Aufschwung, da die anwesenden britischen Truppen vor Ort einen Absatzmarkt bildeten. Zudem kam mit ihnen zunehmend eine Infrastruktur und Industrialisierung. Das britische Mandatsgebiet wurde während den Grausamkeiten in Europa ein beliebtes Ziel der zionistischen Juden. Die Briten mussten den gesamtpalästinensischen Blickwinkel bewahren und bestanden weiterhin auf eine Begrenzung der Einwandererzahl. Die Flüchtlinge wurden interniert oder aufgegriffen und wieder zurückgeschickt. Daraufhin zogen einige Zionisten in den bewaffneten Kampf mit dem britischen Militär. Nach dem Zweiten Weltkrieg entschloss sich die Labour Regierung zur Gründung eines jüdischen Staates, wollte aber die strikte Begrenzung an Einwanderern nicht aufheben. Durch die deutschen Nationalsozialisten und ihrem Verbrechen an den Juden, beschlossen sie schlussendlich, doch die Grenze aufzuheben und die Einwanderung in den zukünftigen Staat zu gewähren. Die britische Mandatsregierung war somit immer wieder in die Kritik geraten und hatte mit den Problemen auch weiterhin zu kämpfen.

 

Der Angriff auf das King David Hotel

Das Hotel befindet sich im Westen der Altstadt Jerusalems und war das Hauptquartier der palästinensischen Bürgeradministration und der britischen Armee von Palästina und Transjordanien. Das heutige Hotel steht gegenüber vom Turm des YMCA Hotels. Er steht im Kontrast zum Block des King David Hotels, welcher sehr seriös wirke. Das King David Hotel wurde 1930 von ägyptischen Juden erbaut und mit allem nur denkbaren Pomp ausgestattet. Viel Prominenz ging durch die Eingangstüren, von Kaiser Haile Selassie von Äthiopien bis zu den Königen von Griechenland und Jugoslawien. Das Hotel hatte einst auch einen eigenen Buchladen inne und fällt durch seine arabisch-muslimische Verkleidung auf. Ein amerikanischer Tourist soll gesagt haben, dass mit ihm der Tempel Salomons wiederauferstanden sei.

 

Am Vormittag des 22. Julis fuhr ein LKW in den Seiteneingang des Hotels. Acht bewaffnete Männer, als arabische Arbeiter verkleidet, verschafften sich ihren Weg in den hinteren Servicebereich. Nachdem sie das Küchenpersonal überwältigt und weggesperrt hatten, luden sie sieben Milchkannen, bepackt mit 350 Kilogramm Sprengstoff, vom LKW ab und zerrten diese einzeln in einen engen Korridor zu „La Régence“, der Bar im Hotelkeller, direkt unter dem zivilen und militärischen Hauptquartier im Südflügel. Einige der Terroristen hielten Wache, die anderen platzierten die Milchkannen neben zwei Pfeilern und starteten den 30minütigen Countdown. Dann erhielten sie Aufmerksamkeit durch britische Militärwachen, die durch den ungewöhnlichen Aufruhr alarmiert wurden. Daraufhin begann ein Schusswechsel, bei dem zwei der Terroristen verwundet wurden und einer sogar schwer. Als die Hotelgäste die Schüsse hörten, eilten sie sogar aus den Hotelfenstern und erblickten dabei Männer, die sie zunächst für Araber hielten. Kurz darauf gab es eine Explosion auf der Straße, bei der Passanten und ein arabischer Bus getroffen wurden. Der Schusswechsel und die Explosionen ermutigte die Menschen, auf ihren Zimmern zu bleiben. Eine Frau, die behauptete, im Namen des hebräischen Untergrunds zu sprechen, gab eine telefonische Warnung an die „Palestine Post“ und das französische Konsulat ab. Um 12:37 Uhr nach Mittag gab es eine heftige Detonation im Südflügel, wodurch Fragmente aus Stahl, Sandstein vom Mauerwerk und menschliche Körperteile umherflogen.

 

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Abb. 1: Der Südflügel des King David Hotels nach dem Anschlag.

 

Die tödliche Dusche von Trümmern erschlug auch einige Polizisten und Zuschauer. Die Helfer arbeiteten die nächsten zwei Stunden in dem Trümmerfeld, retteten einige Arbeiter und sechs schwer verletzte Überlebende. Allerdings wurden ca. 91 Menschen, Briten, Araber und Juden getötet. Das Geschehnis schockte die Zeitgenossen sehr. Die kriminelle Bande, welche verantwortlich für die Tragödie war, war eine jüdische Untergrundorganisation namens „The National Military Organisation“ oder auch Irgun Zwei Leumi genannt. Anschließend wurde der Bau als Festung verwendet, bis die britische Mandatszeit beendet war. Der Südflügel des Hotels wurde anschließend wiederaufgebaut und kann nach wie vor besucht werden. Das Luxushotel gehört heute zu den „Leading Hotels of the World“.

 

CC BY-NC-ND

 Abb. 2: Das King David Hotel heute.

 

 

Literatur

  • Barker, James: The Bombing of the King David Hotel. In: History today. Band 56. Heft 7. London 2006. S. 50-56.
  • Krüger, Michael: Hotel King David. In: Hotel Europa. Heidelberg 2012. S. 67-74.
  • Vieweger, Dieter: Streit um das Heilige Land. Was jeder vom israelisch-palästinensischen Konflikt wissen sollte. Gütersloh 2014.

Abbildungen

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