Projekte

Konstruktion und Produktion erziehungswissenschaftlichen Wissens für Studium und Lehre im Spannungsfeld von wissenschaftlichen Ansprüchen und verlegerischen Interessen in den Jahren 1960 bis 2000 am Beispiel der Schriftenreihe „Klinkhardts Pädagogische Quellentexte“


 

Im Zentrum steht die Schriftenreihe „Klinkhardts Pädagogische Quellentexte“, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Lehre und Studium innerhalb der Lehramts- und Pädagogik-Hauptfach-Studiengänge besonders weit verbreitet war. In dem Projekt soll die Entwicklung der Schriftenreihe von ihrer Planungsphase Mitte der 1950er-Jahre über ihre Etablierung bis hin zu ihrem Ausgang am Ende der 1990er-Jahre daraufhin untersucht werden, wie im Spannungsfeld von verlegerischem Engagement und wissenschaftlichem Anspruch (sowie im Kontext der disziplinären Entwicklung) erziehungswissenschaftliches Wissen für Studium und Lehre konstruiert und produziert wird. Die Ausgangsbasis des Forschungsvorhabens bilden die genannte Reihe sowie die zu ihr vorhandenen Archivmaterialien (wie Herausgeber*innen-Verleger-Korrespondenzen, Protokolle, Akten etc. aus dem Klinkhardt Verlag), womit sich auf einen komplexen Quellenkorpus bezogen wird, der ein entsprechend mehrperspektivisches und multimethodisches Analysedesign ermöglicht und erfordert. Die Relationierung der unterschiedlichen Quellen und Texte lässt wichtige Einsichten zu Prozessen der Aushandlung, Selektion, Festschreibung und Verbreitung erziehungswissenschaftlicher Wissensbestände für Studierende erwarten.

Das Projekt verortet sich an der Schnittstelle von Historischer Bildungsforschung, Bildungsmedienforschung und Wissenschaftsforschung. Mit der Rekonstruktion der Entwicklung der Schriftenreihe (mit ihren Personen, Beziehungen, Strukturen) wird eine „Mikrogeschichte“ geschrieben, die die Disziplingeschichte um eine bisher weitgehend verborgene Facette erweitert.

 

Projektbezogene Publikationen

  • Balcke, Dörte/Schulz-Gade, Herwig (2019): Pädagogische Schriftenreihen - ein verkannter Gegenstand (erziehungs-)wis­sen­schaft­licher Forschung? Ein Zugang am Beispiel „Klinkhardts Pädagogische Quellentexte“. In: Viertel­jahrsschrift für wissen­schaft­liche Pädagogik. 95. Jg., H. 4, S. 569-586.
  • Balcke, Dörte/Schulz-Gade, Herwig (Hrsg.) (2020): Kontexte erziehungswissenschaftlichen (Lehrbuch-)Wissens. Exem­pl­ari­sche Betrachtungen zum Werk Albert Rebles und weitere ausgewählte Beispiele. Bad Heilbrunn. [ ]
  • Großhauser, Hannes/Kormann, Benedikt (2020): „Grundlagen und Grundfragen der Erziehung: Quellentexte für Seminar und Arbeitsgemeinschaft“ – Eine in Vergessenheit geratene Schriftenreihe. In: Dörte Balcke/Herwig Schulz-Gade (Hrsg.): Kontexte erziehungswissenschaftlichen (Lehrbuch-)Wissens. Exemplarische Betrachtungen zum Werk Albert Rebles und weitere aus­ge­wählte Beispiele. Bad Heilbrunn, S. 199-210.
  • Klinkhardt, Andreas (2020): Vierzig Jahre verlegerische Zusammenarbeit mit Albert Reble. In: Dörte Balcke/Herwig Schulz-Gade (Hrsg.): Kontexte erziehungswissenschaftlichen (Lehrbuch-)Wissens. Exemplarische Betrachtungen zum Werk Albert Rebles und weitere ausgewählte Beispiele. Bad Heilbrunn, S. 15-31.
  • Matthes, Eva (2020): Klinkhardts Pädagogische Quellentexte – Erste exemplarische Skizzen zu ihren Beziehungen zum päd­ago­gischen Kontext in Theorie und Praxis. In: Dörte Balcke/Herwig Schulz-Gade (Hrsg.): Kontexte erziehungs­wis­sen­schaft­lichen (Lehrbuch-)Wissens. Exemplarische Betrachtungen zum Werk Albert Rebles und weitere aus­ge­wählte Beispiele. Bad Heilbrunn, S. 111-127.
  • Schulz-Gade, Herwig (2020): Dokumentation der Schriftenreihe „Klinkhardts Pädagogische Quellentexte“. In: Dörte Balcke/ Her­wig Schulz-Gade (Hrsg.): Kontexte erziehungswissenschaftlichen (Lehrbuch-)Wissens. Exemplarische Be­trach­tungen zum Werk Albert Rebles und weitere ausgewählte Beispiele. Bad Heilbrunn, S. 150-162.
  • Schulz-Gade, Herwig/Balcke, Dörte (2020): Die Schriftenreihe „Klinkhardts Pädagogische Quellentexte“ in ihren Kom­mu­ni­ka­tions­zu­sam­menhängen. Kooperationsprodukt – Bildungsmedium – Rezeptionsgegenstand. In: Dörte Balcke/Her­wig Schulz-Gade (Hrsg.): Kontexte erziehungswissenschaftlichen (Lehrbuch-)Wissens. Exemplarische Betrachtungen zum Werk Albert Rebles und weitere ausgewählte Beispiele. Bad Heilbrunn, S. 128-149.
  • Balcke, Dörte (2022): Klinkhardts Pädagogische Quellentexte. In: Dies.: Albert Reble und die Lehrerbildung. Eine Positionsbestimmung im erziehungswissenschaftlichen Diskurs in der Bundesrepublik Deutschland. Bad Heilbrunn: Klinkhardt, S. 290-307.
  • Balcke, Dörte/Schulz-Gade, Herwig (2022): (Quellen-)Textsammlungen – zu ihrer Charakteristik und Bedeutung im Studium der Erziehungswissenschaft. In: Dörte Balcke/Jakob Benecke/Andrea Richter/Michaela Schmid/Herwig Schulz-Gade (Hrsg.): Bildungsmedien im wissenschaftlichen Diskurs. Festschrift für Eva Matthes zum 60. Geburtstag. Bad Heilbrunn, S. 78-89.
  • Balcke, Dörte/Schulz-Gade, Herwig (2024): Konstruktion und Produktion erziehungswissenschaftlichen Wissens für Studium und Lehre im Spannungsfeld von Wissenschaft und Verlag in den Jahren 1960 bis 2000 am Beispiel der Schriftenreihe "Klinkhardts Pädagogische Quellentexte". Posterpräsentation im Rahmen des DGfE-Kongresses am 12. März 2024 an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
  • Balcke, Dörte/Großhauser, Hannes (2024): Klassische und aktuelle Texte als Quelle des Wissens. Ausgewählte pädagogische Schriftenreihen für Studium und Lehre in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In: Ewa Andrzejewska/Eva Matthes/Sylvia Schütze/Jan Van Wiele (Hrsg.): Bildungsmedien für Erwachsene. Klinkhardt. [in Planung]

 

 

Albert Reble und die Lehrerbildung. Eine Positionsbestimmung im erziehungswissenschaftlichen Diskurs in der Bundesrepublik Deutschland


 

Wer sich der Person und dem Werk Albert Rebles nähert, stößt unweigerlich auf zwei Begriffe, die beide mit ihm verbunden werden: die „Geschichte der Pädagogik“ und die „Lehrerbildung“. In dem Dissertationsprojekt stehen beide Aspekte im Mittelpunkt, da diese bei Albert Reble nicht getrennt zu denken sind, wie hier u.a. aufgezeigt werden soll. Ausgangspunkt der Untersuchung ist die vielfach aufgestellte These u.a. von Wolfgang Klafki, dass Reble sich besondere Verdienste um die Akademisierung der Lehrerbildung, insbesondere der Volksschullehrerbildung erworben habe: „In der erziehungswissenschaftlichen Fachwelt weiß man darüber hinaus um seine […] Verdienste um die Entwicklung der Lehrerbildung, nicht zuletzt der Grundschul- und Hauptschullehrerausbildung auf ihrem mühsamen Wege von den Pädagogischen Akademien bzw. Hochschulen der ersten Nachkriegsepochen bis zu ihrer Integration in die Universitäten“ (Klafki 1995, S. 10). Diese These erscheint so plausibel und selbstverständlich, dass sie bisher nicht hinterfragt und auch nicht die Anstrengung unternommen wurde herauszuarbeiten, worin denn diese Verdienste im Näheren bestehen. Bisher gibt es keine Untersuchungen, die diese Behauptung bestätigen bzw. seine tatsächliche Wirksamkeit bezeugen. Diese Forschungslücke zu schließen, d.h. herauszustellen, welche Position Albert Reble innerhalb des erziehungswissenschaftlichen Diskurses (insbesondere in den 1950er-Jahren) bezogen und eingenommen hat, sowie welche Impulse er für die Entwicklung der Lehrerbildung in der Bundesrepublik Deutschland gesetzt hat, war Zielstellung des durchgeführten Projekts.

 

Projektbezogene Publikationen
  • Balcke, Dörte (2022): Albert Reble und die Lehrerbildung. Eine Positionsbestimmung im erziehungswissenschaftlichen Diskurs in der Bundesrepublik Deutschland. [In der Reihe „Historische Bildungsforschung“ hrsg. von Rita Casale, Ingrid Lohmann und Eva Matthes] Bad Heilbrunn: Klinkhardt. [ ]
  • Balcke, Dörte (2020): Albert Rebles „Geschichte der Pädagogik“ - Eine Skizze ihrer Geschichte und Rezeption. In: Dörte Balcke/Herwig Schulz-Gade (Hrsg.): Kontexte erziehungswissenschaftlichen (Lehrbuch-)Wissens. Exemplarische Betrachtungen zum Werk Albert Rebles und weitere ausgewählte Beispiele. Bad Heilbrunn, S. 65-87.

 

 

Verzeichnung und Digitalisierung der Korrespondenz Albert Rebles


 

Ausgehend von der im Albert-Reble-Archiv verwahrten Korrespondenz sollen die in ver­schie­denen Archiven, For­schungs­ein­rich­tungen und Privatsammlungen überlieferten Briefe von und an Reble ermittelt und systematisch in einem Gesamt­ver­zeich­nis erfasst werden. Ziel des Projektes ist es, alle erhaltenen Briefe von und an Albert Reble zu erschließen und sie in digitaler Form zu sichern.
Reble stand mit einem großen Personenkreis in schriftlichem Kontakt. Bislang konnten über 200 Briefpartner*innen ermittelt wer­den, zu denen u.a. namhafte Philosophen und Pädagogen zählen wie z.B. Theodor Litt, Eduard Spranger, Hans Leisegang, Wolfgang Klafki, Heinrich Roth und Josef Derbolav. Das Briefmaterial ergänzt sein publiziertes Werk um wichtige Aspekte, insofern es In­for­ma­tio­nen zu Stationen seines akademischen Werdegangs, Auskünfte über seine Forschungs­arbeiten, Stellungnahmen von Fachkollegen zu seinen Publikationen und zahlreiche Hinweise auf das intellektuelle und wissenschaftliche Netzwerk enthält, in das Reble eingebunden war. Der bisher nahezu unbekannte Briefcorpus ist für die Interpretation des Rebleschen Werkes von zentraler Bedeutung und bietet  Forschungen zur Entwicklung des Faches ein wichtiges Quellenmaterial.

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